Geistlicher Impuls vom 10. Juni: „Ich bin das lebendige Brot“

von Dominik Potthast, Pastoralreferent

Wenn ich bei einer Kirchenführung Jugendlichen die Monstranz zeige, ernte ich oft fragende Blicke. Warum stecken wir Katholiken ein kleines Stückchen Brot, die Hostie, die den Leib Jesu Christi symbolisiert, in ein kostbares Gefäß?

Für viele Christen ist es schon schwer genug zu glauben, dass Jesus Christus unter uns ist, wenn wir in der Messe zusammenkommen. Wenn wir die Eucharistie feiern, also uns wie die Apostel damals mit Jesus zum Letzten Abendmahl versammeln, dann tun wir das zu seinem Gedächtnis. Den Auftrag haben wir von ihm selbst bekommen. Und er hat gesagt, dass wir in diesem Mahl nicht nur Brot und Wein zu uns nehmen, sondern dass er selbst in diesen Nahrungsmitteln gegenwärtig ist: „Das ist mein Fleisch. Das ist mein Blut. (nach Mk 14,23-24)“ Jesus Christus ist also auf unüberbietbare Weise bei der Kommunion uns nahe.

Jesus Christus geht es nicht nur darum, dass wir satt werden, wie es die Menschen beim Brotwunder wurden, als er vielen tausend Menschen zu essen gab. Jesus will uns zum Heil führen. Er hat unsere irdischen Bedürfnisse wie Nahrung im Blick und wendet sich besonders den Ausgegrenzten und Kranken zu. Jesus geht aber darüber hinaus und will für uns das ewige Leben bei Gott. Jesus verspricht, uns ins Himmelreich zu führen. Ihm sollen wir folgen. Wer Jesus vertraut und sich auf ihn einlässt, ist auf dem richtigen Weg. Und damit wir das Ziel des ewigen Lebens nicht aus dem Blick verlieren und für diesen Weg gestärkt sind, schenkt er sich uns in Brot und Wein schon hier auf der Erden. Und so hören wir an Fronleichnam aus dem Johannesevangelium Jesus sagen: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. (Joh 6,51a-b)“

Warum aber nun die Monstranz, das Schaugefäß, für dieses Brot? Warum genügt es uns Katholiken nicht wie den Orthodoxen und Evangelischen, den Leib Christi zu empfangen? Warum zeigen wir zudem die gewandelte Hostie, tragen sie bei Prozessionen durch unsere Straßen und beten sie an?

Ich ziehe hier gerne den Vergleich der Hostie mit einem Foto von einem liebgewonnenen Menschen, wohl wissend, das dieser Vergleich dem tiefen Geheimnis der Eucharistie nicht gerecht werden kann. Viele von uns haben Familienbilder und Fotos von Freunden an den Wänden und vielleicht sogar ein Bild des Partners oder Kindes immer bei sich. Wenn wir diese Fotos betrachten, fühlen wir manchmal eine besondere Nähe zu den abgebildeten Menschen, obwohl sie räumlich weit weg sind. Manchmal wird einem Foto sogar ein Lächeln zugeworfen. Dann gilt diese Liebesbezeugung nicht dem Papier und den Farbpunkten auf der Oberfläche, sondern dem Menschen, der uns in diesem Moment besonders gegenwärtig ist. Und wenn wir das Stück Brot in der Monstranz betrachten und anbeten, dann können wir uns Jesus Christus besonders nahe fühlen. Ich kann dann besonders an das Versprechen denken, das er mir gegeben hat: Jesus Christus möchte in meinem Leben wirken. Er möchte für mich das Brot des Lebens sein. Sowohl in der Kommunion als auch bei der meditierenden Betrachtung und in der Anbetung kann ich Jesu Nähe spüren und gestärkt mein Leben bestreiten.

von Dominik Potthast, Pastoralreferent