Tagesimpuls vom 05. April: Mitten unter euch

Impuls von Dominik Potthast, Pastoralreferent

Weg sind sie! Eben noch Jesus bei der Ankunft in Jerusalem zugejubelt, dann schnell abgehauen. Wer will schon in Jerusalem bleiben, wenn der Meister die Stadt nicht überlebt hat. Und dann fangen einige andere Jünger das Phantasieren an: Jesus sei wieder da. Entweder man wird umgebracht oder man fängt an zu spinnen. Zurück aufs Land, zurück in die Heimat, weg aus der Höhle des Löwen, weit weg von Jerusalem!

So in etwa werden die beiden Jünger denken, als sie sich nach Emmaus auf den Weg machen. Und es ist wirklich gefährlich für sie geworden. Ihr Meister war als Aufrührer ans Kreuz geschlagen worden. Der Anhängerschaft wird schnell derselbe Vorwurf gemacht und dann kennt die Staatsmacht kein Erbarmen. Und es gibt ja auch eigentlich nichts mehr in Jerusalem, was sie dort halten kann. Eigentlich – wäre da nicht die Botschaft von Ostern.

Die Jünger bemerken erst gar nicht, dass sie Jesus auf ihrem Weg begegnen. Sie erkennen ihren eigenen Herrn nicht, denn sie müssen erst zum Glauben kommen. Doch als die Jünger von der Osterbotschaft erfüllt sind, eilen sie zurück nach Jerusalem. Die Auferstehungszeugen werden zu Verkündern.

Mir sind die Emmausjünger sehr sympathisch: sie sind erst einmal skeptisch gegenüber unvorstellbaren Auferstehungsberichten, und ihr „gesunder Menschenverstand“ treibt sie in sichere Entfernung von der Gefahr. Sie sind keine mutigen Helden, sondern verständlicherweise enttäuschte und traurige Anhänger dieses Jesus aus Nazareth. Aber sie sind offen für das Gespräch mit einem vermeintlich Fremden über die Geschehnisse. Mit Jesus Christus reden sie über die Schrift, ohne dass sie ihn selbst erkennen, und lassen sich auf das Wort Gottes ein. Und weil sie gute Menschen sind, teilen sie Brot und Unterkunft mit dem Unbekannten.

Erst beim Brotbrechen merken sie, dass der Fremde ihr Meister ist. Erst jetzt können sie begreifen, dass Jesus Christus wahrhaft vom Tod erstanden ist. Doch halten können sie ihn nicht. Er entschwindet vor ihren Augen. Dann aber gibt es für sie kein Halten mehr. Sie brennen für die Sache Jesu. Sie haben erfahren, dass Jesus Christus nach Karfreitag wahrhaft unter ihnen ist. Sie eilen zurück zu den Aposteln und berichten von ihrer Begegnung.

So gut haben wir es nicht, mag so mancher jetzt denken. Das stimmt, aber nur in gewisser Weise. Es ist bei uns nicht wie vor zweitausend Jahren. Uns begegnet Christus nicht so wie den Emmausjüngern. Jesus Christus ist nicht genauso bei uns wie der Jesus, der vor der Auferstehung mit seinen Jüngern umherzog. Und er ist nicht so zugegen wie der Auferstandene vor seiner Himmelfahrt. Aber auch wir können in der Bibel die frohe Botschaft finden – dann spricht Jesus Christus auch zu und mit uns. Und bei der heiligen Kommunion ist Christus uns ganz nahe. Er ist unter uns, wenn wir uns unseren Mitmenschen zuwenden, und er ist bei uns, wenn wir zu ihm beten. Jesus Christus geht unseren Weg mit uns, auch wenn wir es gar nicht bemerken oder uns vorstellen können.

Denn Jesus Christus hat uns versprochen: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter euch und ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. Das ist Ostern „alltäglich“. Christus bleibt uns nahe hier auf Erden und ist bei uns in Gottes ewigem Reich.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen und Euch ein frohes und gesegnetes Osterfest.

Impuls von Dominik Potthast, Pastoralreferent