Bischof Genn zeigt sich sehr dankbar und ruft zu weltweiter Solidarität, Zuversicht und neuem Miteinander auf   

„In einer Zeit der Überforderung haben viele Großartiges geleistet“

Foto: Bistum Münster

Münster (pbm/sk). „Ich bin überzeugt: Wir haben die Kraft, aus dieser Krise etwas Gutes, etwas Großes, etwas Neues zu schaffen. Wenden wir diese Krise, um etwas Neues hervorzubringen. Denken wir Zusammenleben und Miteinander neu!“ Mit diesen Worten hat sich der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am 7. Mai an die Gläubigen im Bistum Münster gewandt. In einem Schreiben und einer Video-Botschaft zeigt sich Bischof Genn sehr dankbar für das, was in der Krise alles geleistet wird und ruft die Gläubigen weiter zu Solidarität, Zuversicht und Verbundenheit im Gebet auf.

Der Bischof bringt seine Freude darüber zum Ausdruck, dass wieder öffentliche Gottesdienste gefeiert werden können. Er dankt den Seelsorgerinnen und Seelsorgern, die in den vergangenen Wochen trotz der notwendigen Ferne Nähe zu den Menschen gesucht hätten und Trost und Zuversicht aus dem Glauben verkündet hätten. „Vieles, was getan wurde, schien wenige Tage zuvor nicht einmal denkbar. Die Kreativität hat mich sehr gefreut“, betont Bischof Genn. Er unterstreicht die Bedeutung der Eucharistie, wenn er schreibt: „Die Eucharistie ist keine Spiritualität, die man auch anders leben könnte.“ Und er dankt allen Haupt- und Ehrenamtlichen in den Pfarreien, die mit großer Umsicht und mit viel Verantwortungsgefühl dafür Sorge tragen würden, dass Gottesdienste wieder in Gemeinschaft gefeiert werden könnten.

Der Dank des Bischofs richtet sich darüber hinaus an viele weitere Gruppen. Er nennt etwa das Pflegepersonal, Ärzte und Ärztinnen, Verkäuferinnen und Verkäufer, Beamte und die Verantwortlichen in der Politik, Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher sowie Unternehmer und Arbeitgeber. „In einer Zeit der menschlichen Über­forderung haben viele Großartiges geleistet“, betont Bischof Genn. Ein ausdrückliches Wort des Dankes richtet der Bischof an Eltern und Familien: „Ich danke den Müttern und Vätern – die Hauptlast liegt oft auf den Frauen und ich denke insbesondere an Alleinerziehende –, dass trotz vielleicht mancher Situationen kurz vor dem Nervenzusammenbruch doch auch in den meisten Familien die Herausforderungen der Krise bewältigt werden: Wie systemrelevant ist das, was Mütter und Väter in den Familien leisten!“

Mit Dankbarkeit und zugleich mit Demut erfülle es ihn, in einem Land wie Deutschland zu leben. Grundversorgung, Gesundheitsversorgung und die Wahrung der Menschenwürde hätten zu keiner Zeit in Gefahr gestanden. Hieraus leitet der Bischof eine Gabe und Verpflichtung ab: „Wir sind als Kirche, als Gesellschaft und als Nation gerufen, mit den anderen zu teilen: in Europa und darüber hinaus.“ Ein Impf­stoff, den die Wissenschaft hoffentlich bald finde, dürfe niemals durch Partikularinteressen verteilt werden. Bischof Genn: „Keine Nation ist hier ‚first‘, auch nicht das eigene Ich, sondern die, die es am dringendsten brauchen. In dieser Situation dürfen wir die nicht vergessen, die keine eigene Lobby haben: große Teile Afrikas, Asiens und Lateinamerikas sind von unserer Solidarität abhängig. Aber nicht nur in der Ferne gilt dieses Wort. Unsere Verantwortung für den Nächsten nimmt uns auch für die Flüchtlinge weltweit und an unseren Grenzen in die Pflicht. Warum können wir nicht einfach großherzig sein? Viele Menschen stehen bereit, sich hier zu engagieren.“

Bischof Genn macht deutlich, dass die Krankheit und die Gefahr nicht vorüber seien. Es sei die Zeit von klaren Erwägungen durch Wissenschaft und Politik. „Wie glücklich können wir uns schätzen, eine funktionierende Demokratie zu haben sowie eine Wissenschaft, die sagen darf, was ist, und nicht das, was die Politik für opportun hält.“ Er zeigt sich überzeugt, dass die aktuellen Herausforderungen geschafft werden könnten. Vieles von dem, was bis vor kurzem eingespielt und unverrückbar erschienen sei, gelte nun nicht mehr, der routinierte ‚Betrieb‘ sei ins Stocken geraten, was nun aber auch einen „Pfadwechsel“ ermögliche. Allerdings erlaube die derzeitige Entwicklung es noch nicht, prophetisch zu reden. „Was mag das alles für uns bedeuten? Was wird das für Konsequenzen für die Sozialgestalt unserer Gesellschaft haben? Was bedeutet das für die Wirtschaft? Was bedeutet das für die Kirche?“, fragt Bischof Genn.

Sicherlich gebiete es aber die Situation, alle in den Blick zu nehmen und niemanden liegen zu lassen. „Als katholische Kirche sehe ich uns in der Verantwortung, insbesondere für die da zu sein, die trotz mancher Hilfen nicht alle aus der Krise kommen. Hier werden wir das tun, was uns in dieser Zeit möglich ist“, betont der Bischof. Zugleich drückt er seine Verbundenheit im Gebet mit denen aus, „die einen geliebten Menschen durch diese Krankheit verloren haben, deren Leben gezeichnet wurde oder deren Lebensgrundlage nicht sicher ist“.

Der Bischof schließt seine Botschaft an die Gläubigen mit einem Wort des Apostels Paulus:  „Freut euch in der Hoffnung, seid geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!“ Bischof Genn: „Tragen wir weiterhin die vielen Anliegen unserer Familien, der Kirche und Gesellschaft, der Nachbarn und Freunde vor Gott. Ich tue das mit Ihnen gemeinsam. Dazu wünsche ich Ihnen viel Kraft, Zuversicht und über allem Gottes Segen!“

Quelle: PM Bistum Münster, Foto: (c) Bistum Münster