Geistlicher Impuls vom 10. Mai: Muttertag im Marienmonat

Impuls von Dominik Potthast, Pastoralreferent

Symbolbild: Potthast

Heute ist Muttertag! Allen Müttern wünsche ich aus diesem Anlass alles Gute! Dieser Tag lädt besonders dazu ein, den Müttern Respekt für alle Mühe und Geduld in den vielfältigen mütterlichen Aufgabenbereichen zu zollen. Schön, dass jetzt auch die Mütter – und natürlich auch die Väter, die nicht vergessen sein sollen – in vielen Senioreneinrichtungen wieder besucht werden dürfen.

Einer Mutter gedenken wir im Monat Mai besonders: der Gottesmutter Maria. Wir können in der Bibel über die besondere Schwangerschaft (Engel Gabriel bei Maria, Beziehung zu ihrem Verlobten Josef, Maria bei ihrer Verwandten Elisabeth) und die Geburt Jesu (Bethlehem, Stall, Hirten, Engel und Sterndeuter) und die direkte Zeit danach (Darstellung im Tempel, Flucht nach Ägypten) lesen. Das Lukasevangelium berichtet zudem von Mariens großer Sorge um Jesus, als dieser auf der Rückreise von Jerusalem nach Nazareth verloren ging und Maria und Josef den Zwölfjährigen schließlich im Tempel bei den Gelehrten wiederfanden. Dann schweigen die biblischen Texte bis zum öffentlichen Wirken Jesu (Hochzeit zu Kana, Vorwürfe der Familie Jesu gegenüber Jesu Wanderpredigerschaft, Kreuz, Kreis der Jünger nach der Auferstehung).

Wir können in den biblischen Quellen nicht erfahren, wie Maria Jesus erzogen hat. Das Bild der Heiligen Familie (Josef, Maria, Jesus) ist kaum durch die Evangelien geprägt, sondern durch spätere Texte und Idealvorstellungen von Familie aus dem 19. Jahrhundert. Davon zeugen oft Gemälde und Andachtsbildchen aus dieser Zeit, die ein fleißiges häusliches Ehepaar zeigen. Der kleine Jesus hilft hier oft in der Werkstatt des Vaters.

Auch wenn wir nicht viel wissen, dürfen wir doch davon ausgehen, dass Maria eine fürsorgliche Mutter war. Das Elternhaus prägt. Das wird auch bei Jesus so gewesen. Als Sohn Gottes war er auch ganz Mensch und hat auf Erden menschliche Erfahrungen gemacht. Zu diesen Erfahrungen gehörte entsprechend sein Familienleben. Ich bin mir sicher: Hätte Jesus in seiner Familie keine Liebe erfahren, hätte er nicht mit so viel Liebe als Erwachsener auf seine Mitmenschen zugehen können. Hätte Maria Jesus keine Zuwendung geschenkt, wären Jesus die Kranken und Außenseiter nicht so wichtig gewesen. Marias Bedeutung für Jesu Wirken darf hoch eingeschätzt werden. Außerdem dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott ganz bewusst Maria als Mutter unseres Heilands gewählt hat.

Im heutigen Sonntagsevangelium (Johannes 14,1-12) hören wir aus einem Gespräch Jesu mit seinen Jüngern. „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Jesus wirbt für das himmlische Gottesreich. Wir Menschen dürfen vertrauen, dass Gott uns nach unserem irdischen Leben zu sich holen möchte. Jesus lädt uns ein, in diesem Vertrauen unser Leben zu gestalten. Und wem es schwerfällt, diese frohe Botschaft zu glauben, rät Jesus, auf die Taten zu schauen, die er vollbringt. „Glaubt wenigstens aufgrund der Werke!“ Für mich geht es hier nicht in erster Hinsicht um Wunder. Ich vertraue Jesus nicht, weil er über das Wasser gehen kann. Ich glaube ihm, weil seine Worte und Handlungen voller Liebe sind. Wer mir mit ehrlicher Liebe begegnet, gewinnt meine Zuneigung und mein Vertrauen.

Diese Bibelstelle passt auch gut zu Maria. Ich bin mir sicher: Weil Maria Jesus Liebe geschenkt hat, konnte Jesus Geborgenheit erfahren und sich öffnen für das, was Gottvater für ihn vorgesehen hatte. So hat Maria ganz menschlich am Heilswerk mitgewirkt. Und wir dürfen glauben, dass Maria in das Himmelreich aufgenommen wurde. In der katholischen Kirche feiern wir das mit einem eigenen Fest am 15. August („Mariä Himmelfahrt“).

Das Beispiel Mariens verdeutlicht die hohe Bedeutung der Mutter – aber natürlich auch des Vaters und vieler weiterer Familienangehörigen und naher Freunde – für die Entwicklung eines Kindes. Die Umgebung prägt für das ganze Leben. Das ist eine hohe Verantwortung für uns Eltern. Es ist aber zugleich auch eine große Freude zu wissen, wie die geschenkte Liebe Früchte trägt. Der persönliche Einsatz ist sicher nicht vergeblich.

Und für uns alle gilt wie für Maria: wir dürfen im Vertrauen auf Gott leben. Er meint es gut mit uns, auch wenn wir manchmal ein anderes Gefühl haben. Maria wird unter dem Kreuz Jesu sicher Gottesleere gespürt haben. Doch sie durfte erfahren, dass dieser Schmerz vorbeiging. Gottes Liebe behielt das letzte Wort.

Liebe Mütter, und hier denke ich natürlich vor allem an meine eigene Mutter: Vielen Dank für alle Liebe und alles Gute, das wir Kinder – auch als Erwachsene – spüren durften und dürfen!

von Dominik Potthast, Pastoralreferent