Morgentreff der Frauen: Frauenberatungsstelle und Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt zu Gast

Fünfzig Frauen konnten Doris Adrian und ihr Team vom Morgentreff im Pfarrheim begrüßen. Nach einem mehrstimmigen Kanon und einem gemeinsamen Frühstück, dass das Team liebevoll zu einem Büfett vorbereitet hatte, freuten sich die Besucherinnen auf einen gemeinsamen Vormittag. Zu Gast war die Sozialpädagogin und systemische Beraterin Lisa Ackfeld von der „Frauenberatungsstelle und der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt“ in Beckum. Mit einer Präsentation stellte Lisa Ackfeld die Historie und Entwicklung des Vereins sowie die Arbeit der Beratungsstelle vor. Die Frauenberatungsstelle gibt es seit 1987 und die Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt seit dem Jahr 2000. 

Die „Frauenberatungsstelle“ hat das Anliegen, Frauen und Mädchen ab 16 Jahren im geschützten Raum über ihre Rechte zu informieren, sie zu unterstützen und ihre Rechte durchzusetzen, sie zu ermutigen, sich im Beratungsprozess ihrer eigenen Fähigkeiten und Stärken bewusst zu werden und eigenverantwortlich und selbstbestimmt ihren Lebensweg zu gestalten. Ferner gibt es Veranstaltungen zu frauenspezifischen Themen für Frauen und Interessierte. Broschüren zu häuslicher Gewalt in verschiedenen Sprachen und weiteres Infomaterial gibt es online auf der Homepage und in Papierform in der Beratungsstelle. 

Das Angebot der „Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt“ richtet sich an Frauen und Mädchen (ab 16 Jahren), die von sexualisierter Gewalt betroffen sind oder waren. Hierzu zählen eine telefonische Beratung, die auf Wunsch anonym ist, die persönliche Beratung, eine Krisenintervention, Informationen über therapeutische, medizinische und rechtliche Möglichkeiten, Verfahrensvorbereitung und Verfahrensbegleitung, Präventionsangebote für Frauen und Mädchen ab 12 Jahren sowie Selbstbehauptungskurse für Frauen und Mädchen mit und ohne Behinderung. Wichtig ist die Aufklärung über die Gefahren mit K.-o.-Tropfen und wie man sich davor schützt. 

Zum multiprofessionellen Team der „Frauenberatungsstelle und der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt“ gehören eine Sozialpädagogin / systemische Beraterin, eine Sozialarbeiterin / systemische Beraterin und eine Diplom-Psychologin / Psychotherapeutin. Beratung und Therapie gibt es zu den Problembereichen physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt, Traumafolgen, Partnerschaft / Trennung / Scheidung, psychische Probleme, allgemeine Lebensberatung und soziale Probleme. Letztere umfassen Fragen zu Arbeitslosengeld 2, Wohnung und Kindergeld, wobei hier auf weiterführende Hilfen der zuständigen Behörden hingewiesen wird. Die allgemeine Lebensberatung befasst sich mit allen Fragen im Leben einer Frau.

Seit 2016 gibt es den Treffpunkt „Treff Courage“ in Beckum, der von ehrenamtlichen Frauen geleitet wird. Hier haben Mädchen und Frauen die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme und des gegenseitigen Kennenlernens, wobei die Kommunikation für (geflüchtete ) Frauen auch in anderen Sprachen möglich ist. Es gibt kreative, sportliche und kulturelle Angebote und ermöglicht einen niederschwelligen Zugang zur Frauenberatungsstelle. Ziele sind die Stärkung und Integration in die Gesellschaft.  

Wie kommen Frauen zur Beratungsstelle? Mit einem Fallbeispiel aus der Praxis wurde erläutert, wie Frauen in prekären Lebenssituationen Hilfe für sich und fast immer auch für ihre Kinder bekommen können. In diesem konkreten Fall ging es um häusliche Gewalt durch den Ehemann und es dauerte, bis die Betroffene sich in der Gewaltschutzberatung fachliche Hilfe holte. Laut Gewaltschutzgesetz kann sich eine verletzte Frau auf Antrag bei Gericht zum Zeitpunkt einer Tat zum Schutz vor Gewalt und Nachstellungen die Ehewohnung zur alleinigen Nutzung zuweisen lassen. Bei weiteren Zuwiderhandlungen kann aber eine Verlängerung beantragt werden. 

Zu den Grundsätzen in der Frauenberatungsstelle Beckum gehört die absolute Schweigepflicht der Mitarbeiterinnen. Die Beratungsstelle bietet einen Schutzraum und ist ausschließlich für Frauen zugänglich. Eine weibliche Vertrauensperson darf mitgebracht werden. Zu den Angeboten gehören regelmäßige Außensprechstunden in den Familienbildungsstätten Ahlen und Oelde. 

Anhand der Statistik für das Jahr 2022 wurde der Tätigkeitsbericht erläutert, wie Rechenschaft gegeben wird, wenn man öffentliche Gelder beziehen möchte. Finanziert wird die Arbeit durch den Kreis Warendorf und das „Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen“ sowie Buß- und Spendengelder, Förderanträge, Raumpatenschaften und Vereinsbeiträge.

Am Ende ihres Vortrages stand Lisa Ackfeld der Morgenrunde für Fragen zur Verfügung. Das facettenreiche, weitschichtige Themenfeld wird sicher noch länger im Gedächtnis bleiben und mit Blumen und Applaus bedankten sich die Frauen für den umfangreichen Vortrag. 

Weiterführende Infos: www.frauenberatung-beckum.de 

Fotos/Text: Ellen Schultz