Denk- und Sprechverbote passen nicht zur Freiheit des Glaubens

Positionierungen aus dem Bistum Münster im Blick auf kontinentale Phase der Synode 

Außenaufnahme vom St.-Paulus Dom in Münster | Archivfoto Bistum

Münster (pbm/sk). Neue Formen gemeinsamen Beratens und Entscheidens, mehr Geschlechtergerechtigkeit, mehr Befugnisse  für Laien, ein Zölibat der Priester, der durch Freiwilligkeit gewinnen würde: So lauten die zentralen Rückmeldungen aus dem Bistum Münster, die der Vorbereitung der kontinentalen Phase der von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode dienen sollen. Die europäische Vorbereitungskonferenz findet vom 5. bis 12. Februar in Prag statt.

Im Vorfeld dieses Treffens waren die deutschen Bistümer von der Deutschen Bischofskonferenz gebeten worden, sich zu drei Fragen zu äußern. Für das Bistum Münster formulierte eine Arbeitsgruppe  Antworten darauf. Dieser gehörten an: Stephanie Krahnenfeld (Kanzlei des Bischöflichen Generalvikariates), Schwester Anne Kurz (Ordensrat), Mechtild Pille (Frauenkommission), Lisa Rotert (Geschäftsstelle Diözesanrat/Diözesankomitee), Prof. Dr. Thomas Söding (Ruhr-Universität Bochum) sowie Ulrich Vollmer (Diözesankomitee). Prof. Söding wird als Mitglied des Synodalpräsidiums des Synodalen Wegs in Deutschland auch an der Konferenz in Prag teilnehmen.

In ihrer Rückmeldung an die Bischofskonferenz benennt die Arbeitsgruppe aus dem Bistum Münster drei Hauptherausforderungen, die weltweit brisant seien: „Die Beteiligung des Gottesvolkes an Beratungen und Entscheidungen, die die Zukunft der Kirche betreffen, die Rechte von Frauen in der katholischen Kirche und die zukünftigen Rollen von Priestern in den Gemeinden.“ Im Blick auf die Mitverantwortung aller Getauften und Gefirmten für Entscheidungen und ihre Mitwirkung daran heißt es in der Antwort aus dem Bistum Münster: „Je klarer und stärker die Rechte der Gremien sind, desto größer ist die Bereitschaft, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Leider wird immer noch in zu vielen Gremien nur beraten und in zu wenigen gemeinsam entschieden, was alle angeht.“ Zur Frauenfrage wird betont: „Es gibt theologisch bestens ausgebildete Frauen, die bereits verantwortliche Aufgaben in der Kirche wahrnehmen. Viele erkennen ihre Berufung zum ordinierten Dienst in der Kirche. Die Entscheidung von Papst Johannes Paul II. wird als kirchenrechtliches Verbot und nicht als dogmatische Aussage wahrgenommen und stößt auf großes Unverständnis in der Mehrheit des Gottesvolkes – vor allem der engagierten Gemeindemitglieder.“  (redaktionelle Anmerkung/Erläuterung: 1994 hatte Papst Johannes Paul II. in seinem Apostolischen Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ erklärt, „dass die Kirche für sich nicht die Vollmacht in Anspruch nimmt, Frauen zur Priesterweihe zuzulassen“.) Und zur Rolle von Priestern heißt es: „Im Bistum Münster herrscht wie in ganz Deutschland extremer Mangel an Priesteramtskandidaten. Der verpflichtende Zölibat wird in der Mehrheit des Gottesvolkes stark angefragt. Die Sakralisierung der ‚heiligen Männer‘, die bis vor einiger Zeit noch populär gewesen ist, wird heute zunehmend als Grundproblem des kirchlichen Amtes erkannt.“ Die Arbeitsgruppe aus Münster wirbt im Blick auf diese Herausforderungen dafür, dass „die Lösung dieser Probleme der Evangelisierung dienen muss“.

Die Gläubigen erwarteten vom weltweiten synodalen Prozess, dass „von Anfang an die zentralen Fragen besprochen werden, die geeignet sind, die Selbstblockaden der katholischen Kirche aufzulösen, die Rechte der von Missbrauch Betroffenen zu sichern und die Chancen einer synodalen Weggemeinschaft zu nutzen.“ Die Ungeduld des Gottesvolkes wachse. Seit Jahrzehnten sei es nicht zu einer nachhaltigen Reform der katholischen Kirche gekommen. Starke Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils seien ungenutzt geblieben, „weil einseitig die Vollmacht der Bischöfe, nicht aber zugleich ihre Verpflichtung denen gegenüber konkretisiert worden ist, für die sie Bischöfe sind.“

Konkret nennt die Antwort aus dem Bistum Münster drei Prioritäten, die auf der ersten Sitzung der Synodenversammlung im Oktober dieses Jahres diskutiert werden sollten: Zum einen brauche es, je an die regionalen Gegebenheiten angepasst, neue Formen gemeinsamen Beratens und Entscheidens: „Sie müssen sowohl die Einheit und Vielfalt der katholischen Weltkirche neu vermitteln als auch die besondere Vollmacht der Bischöfe neu ins Verhältnis zur grundlegenden Kompetenz aller Mitglieder des Gottesvolkes setzen.“ Zum anderen seien klare Signale und Entscheidungen notwendig, um Geschlechtergerechtigkeit zu verwirklichen: „Die Rollen von Frauen sind nachhaltig zu stärken. Der Diakonat für Frauen muss wiederentdeckt und erneuert werden. Denk- und Sprechverbote passen nicht zur Freiheit des Glaubens, auch nicht im Blick auf den Zugang zum Priestertum.“ Das Priestertum, so wird schließlich unterstrichen, sei für die katholische Kirche wesentlich, weil die Feier der Eucharistie Quelle und Höhepunkt des gesamten kirchlichen Lebens sei: „Gerade deswegen dürfen Liturgie und Leitung nicht allein auf den Priester fokussiert werden.“ Notwendig sei eine Verständigung auf Priesterbilder, die nicht in der Spiritualität des 19. Jahrhunderts gefangen blieben, sondern der Schrift und Tradition besser entsprächen, so dass sie zeitgemäßer sein könnten. „Ortskirchen sollten die Kompetenzen der entsprechend vorbereiteten und beauftragten ‚Laien‘ erweitern dürfen“, heißt es. Und im Blick auf den Zölibat wird unterstrichen: „Der Zölibat der Priester, den wir als Zeichen der Hingabe an Gott und der Solidarität mit den Armen hochschätzen, würde durch Freiwilligkeit gewinnen, wie die Erfahrungen der Ostkirchen zeigen, mit denen wir durch die Migrationsbewegungen auch im Bistum Münster immer enger verbunden sind.“

Die Antworten aus dem Bistum Münster – wie die aus allen deutschen Diözesen – werden den Teilnehmenden der deutschen Delegation in Prag zur Vorbereitung auf das Treffen durch die Deutsche Bischofskonferenz übermittelt.

Quelle: Bistum Münster